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Eine bewusste Entscheidung. Eine Therapiepause aber kein schlechtes Gewissen.

 

Mich quält zutiefst das schlechte Gewissen, wenn ich mal nicht meine Therapie mache, oder mich nicht um mich kümmere. Auf der anderen Seite quält mich meine Therapie (damit meine ich Inhalation, Physiotherapie und alles was da noch so dazugehört) ähnlich häufig. Ich stehe also oft vor der Frage: Pest oder Cholera. 

Um die ins Boot zu holen, die vielleicht nicht CF haben und gerade nicht wissen, worüber ich schreibe: ich muss seit ich denken kann, zweimal täglich inhalieren und mache mehrmals pro Woche Atemtherapie. Das sind ziemlich viele Stunden, die da in der Woche bei draufgehen: grob gerechnet mache ich mindestens drei Stunden am Tag etwas für die CF, das sind 21 Stunden pro Woche. Ziemlich viele Stunden, in denen ich ungemein gerne etwas anderes täte.

 

Ich weiß, dass es mir nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig besser geht, wenn ich meine Therapie mache. Je regelmäßiger ich also meine Therapie mache, desto besser ist mein Gesundheitszustand und je besser mein Gesundheitszustand momentan, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich länger lebe. Eigentlich müsste man ja denken – super, freu dich, du kannst etwas dafür tun, dass es dir besser geht - das kann schließlich nicht jeder der krank ist. Die Krux an der Sache ist nur, dass es auch ganz schön doll belastet zu wissen, dass so viel in der eigenen Hand liegt. Es führt nämlich dazu, dass wenn ich mal keine Lust auf die Therapie habe, bei mir immer ein kleines Monster in meinem Kopf ist, das sagt: „Ist es dir wirklich wert, jetzt zum dritten Mal nicht zu therapieren? Vielleicht wirst du es irgendwann mal bereuen, dass du manchmal nicht deine Therapie machst.“ Eigentlich gut, dass ich so einen Reminder in mir trage, auf der anderen Seite führt das aber eigentlich immer zu einem verdammt schlechtem Gewissen und das ist ganz schön zermürbend finde ich. Richtig genießen kann ich den Tag ohne Therapie dann nämlich auch nicht, weil mich das schlechte Gewissen plagt.

 

Wie geht man damit um?

Diese Frage stelle ich mir seit ziemlich vielen Jahren. Auf Dauer ist dieses schlechte Gewissen nämlich ganz schön anstrengend. Man beachte, ich muss ja schließlich jeden Tag meine Therapie machen, ob nun Sonntag, Urlaub oder ein lang ersehnter freier Tag ist und ein Ende dieser alltäglichen Therapie ist auch nicht in Sicht. Wenn ich also immer mal wieder meine Therapie ausfallen lasse, dann habe ich relativ oft ein schlechtes Gewissen, das mich tyrannisiert!

 

Meine Lösung?

Ich bin der Meinung: Man kann weder das eine, noch das andere super-diszipliniert durchführen, denn egal was passiert, es gibt immer mal wieder einen Punkt, an dem man an seine Grenzen kommt. Die Lösung für mich ist mittlerweile das Motto: „wenn, dann richtig“. Das heißt? Wenn ich meine Therapie mache, dann versuche ich, sie richtig zu machen (mit Ausnahmen natürlich). Auf der anderen Seite, wenn ich mich dazu entscheide sie nicht zu machen, dann mache ich das mit voller Überzeugung. Ich sage mir also: So, heute machst du mal nichts, und dieses nichts in Bezug auf die Therapie mache ich dann mit vollster Überzeugung. Dann genieße ich den freien Abend und mache mir auch kein schlechtes Gewissen. Man kann eben nicht perfekt sein! 

Meistens klappt das ziemlich gut. 

Seitdem ich diesen Weg für mich gefunden habe, mache ich meine Therapie regelmäßiger und effektiver. Tage an denen ich mich bewusst für einen freien Abend entscheide sind selten – und das ist ja auch gut so. Das heißt nicht, dass ich an allen anderen Tagen mit Freude meinen Inhalator anstelle, aber ich versuche entweder das eine oder das andere bewusst zu tun, mit der Überzeugung, dass ich in dem Moment das Richtige tue. Denn auch ein schöner Abend ohne Therapie kann manchmal das Richtige sein! ;-)

 

 

 

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